In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, die Geburt künstlich einzuleiten. Dazu zählen u.a.:
- Überschreitung des errechneten Geburtstermines um mehr als zehn Tage,
- Erkrankungen der Mutter, die mit einem starken gesundheitlichen Risiko für Mutter und/oder Kind einhergehen (z.B. insulinpflichtiger Diabetes mellitus, Präeklampsie),
- bei vorzeitigem Blasensprung nach der 34. abgeschlossenen Schwangerschaftswoche, wenn die Wehen nicht innerhalb von zwölf bis 24 Stunden von alleine einsetzen,
- Auffälligkeiten im CTG, die auf gesundheitliche Probleme (z.B. eine Unterversorgung) des Kindes hindeuten.
Die Geburt wird medikamentös mittels künstlicher Hormone (Prostaglandine und Oxytocin) eingeleitet. Prostaglandine führen dazu, dass der Muttermund „reif“ wird, d.h., er wird weicher, entspannt sich und ist bereit, sich für die Geburt zu öffnen. Prostaglandine werden meist als Scheidenzäpfchen verabreicht. Oxytocin ist das eigentliche wehenfördernde Mittel; es wird verabreicht, wenn der Muttermund bereits begonnen hat, sich zu öffnen, die Wehen aber nicht oder nicht stark genug einsetzen. Die Schwangere erhält Oxytocin in der Regel mittels Infusionspumpe in die Vene.
Zu seltenen Nebenwirkungen der künstlichen Weheneinleitung gehört der sogenannte Wehensturm: dabei treten die Wehen zu stark oder zu häufig auf, weil die Gebärmutter übermäßig stimuliert wurde. Übelkeit, Erbrechen und Blutdruckabfall sind weitere mögliche Nebenwirkungen. Durch eine Einleitung erhöht sich nicht das Risiko eines nachfolgenden Kaiserschnittes.
Der Zeitpunkt der Geburtseinleitung muss sorgfältig gewählt werden, zudem müssen Nutzen und Nachteile gegeneinander abgewogen werden.
Wehenförderung
Hat die Geburt zwar von alleine begonnen, geht aber nur sehr langsam voran, kann eine Wehenförderung notwendig sein. Eine Wehenschwäche kann prinzipiell in allen drei Geburtsphasen auftreten, die Wehen können dabei zu selten, zu kurz oder zu schwach sein. Mehr zum Thema: Geburtskomplikationen
Bei jeder Wehenschwäche wird zunächst kontrolliert, ob die Harnblase der Frau leer ist, da eine volle Harnblase die Wehen hemmt. Auch ein warmes Bad, ein Spaziergang oder Massagen können helfen, die Wehentätigkeit anzuregen. Ist die Fruchtblase noch intakt, wird sie unter Umständen eröffnet (sofern der Muttermund bereits geöffnet ist). Bei der sogenannten Amniotomie wird die Fruchtblase mit einem kleinen häkchenenförmigen Instrument vorsichtig angeritzt. Häufig setzen kurze Zeit danach geburtswirksame Wehen ein.
Bei länger andauernder Wehenschwäche werden wehenfördernde Mittel verabreicht, damit Mutter und Kind nicht ermüden und der Geburtsvorgang nicht unterbrochen wird. In der Regel wird dafür Oxytocin mittels Infusion (Wehentropf) verabreicht.